Störungsbilder

Gründe für eine logopädische Behandlung

Störungsbilder

Wir behandeln Störungen aus allen 5 Themenfeldern der Logopädie: Sprache, Sprechen, Stimme, Hören und Schlucken.

Ihr Kind hat Probleme mit der Aussprache

Wenn Kinder Sprachlaute durch andere ersetzen (bspw. „grei“ statt „drei“) liegt eine phonologische Störung bzw. Verzögerung vor.

Das Therapiekonzept nach Anette Fox-Boyer besteht aus drei Phasen.

In der ersten Phase lernt das Kind, die betroffenen Laute (in unserem Beispiel /g/ und /d/) auditiv voneinander zu unterscheiden.

In der zweiten Phase soll das Kind lernen, den Höreindruck der Laute mit dem erforderlichen Sprechbewegungsmuster zu verbinden, also die betroffenen Laute korrekt nachsprechen können.

In der dritten Phase wird mit dem Kind an der korrekten Verwendung der Sprachlaute gearbeitet. Das heißt, dass das Kind entscheiden soll, welche der beiden Laute es in einem Wort verwendet. (bspw. „Ist das die Gabel oder die Dabel?“)

Die VED betrifft die sprechmotorische Kontrolle. Das Kind ist nicht oder nur mit großer Mühe in der Lage, seine Sprechbewegungen zu planen und auszuführen. Willkürliche Bewegungen der Sprechmuskeln (Zunge, Lippen, Wangen, Kiefer, Kehlkopf, Gaumensegel) sind gestört, obwohl spontane Bewegungen der gleichen Muskeln nicht beeinträchtigt sind.

Folgende Symptome können häufig beobachtet werden:

  • Das Kind spricht gar nicht oder nur wenig und kann Wörter oder Laute kaum nachahmen.
  • Das Kind spricht vollkommen unverständlich und produziert Laute, die in der Muttersprache nicht vorkommen.
  • Das Kind verwendet nur wenige Laute.
  • Das Kind macht bei langen und komplizierten Wörtern mehr Fehler.
  • Das Kind zeigt eine hohe Sprechanstrengung.
  • Es fallen bei bewusster Lautbildung Suchbewegungen der Zunge und Lippen auf.
  • Das Kind spricht möglicherweise verlangsamt, abgehackt oder monoton wie ein Roboter. Die Prosodie ist auffällig.
  • Das Kind spricht ein Wort jedes Mal anders aus.
  • Möglicherweise gibt es auch Probleme beim Trinken und Essen.
  • Es liegt eine Überempfindlichkeit im Mund oder um den Mund herum vor.
  • Das Kind zeigt ein starkes Störungsbewusstsein, d.h. das Kind bemerkt seine Probleme.
  • Kompensation durch viel Mimik, Gestik und Lautmalereien

Die Symptome der VED sind sehr vielfältig und bei jedem betroffenen Kind unterschiedlich ausgeprägt. Dies hat oft zur Folge, dass die Störung nicht oder nicht rechtzeitig diagnostiziert wird. Die Sprachentwicklung ist bei Kindern mit einer VED sehr schwer beeinträchtigt und nicht selten ist die Konsequenz eine ebenso beeinträchtigte Schriftsprache im Schulalter.

Die Behandlung der VED findet bei uns in der Praxis nach dem KoArt - Konzept von Ulrike Becker-Redding statt. Bei diesem Ansatz werden in kleinen Schritten und mit vielen Wiederholungen Sprachlaute vom Einzellaut über sinnfreie Silben bis zum Wort aufgebaut. Die Therapie ist übungsintensiv. 

Das Einführen nächster Schritte kann erst nach Festigung des vorher Erlernten erfolgen. Daher ist bei vielen Kindern von einer längerdauernden Therapie auszugehen. Doch die Therapiekinder sind meist sehr motiviert, da sie schon zu Beginn der Therapie erste Verbesserungen und hilfreiche Effekte der Methode feststellen. Die Eltern werden ausführlich beraten und über die häuslichen Übungen gut informiert. Trotz des sehr direkten Vorgehens ist dieser Behandlungsansatz auch für kleine Kinder ab 2 Jahren mit kleinen Abwandlungen sehr gut.

(Näseln) z.B. bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalten

Ihr Kind spricht nur wenige Wörter,

kann sich nur schwer mitteilen, hat Probleme bei der Satzbildung und der Aussprache und einen zu geringen Wortschatz. Es kann sich neue Wörter schlecht merken und es kommt in der Kommunikation immer wieder zu Verständigungsproblemen.

Eine SSES (Spezifische Sprachentwicklungsstörung) liegt vor, wenn außer der nicht altersentsprechend entwickelten Sprache keine weiteren Entwicklungsstörungen, wie bspw. eine geistige Behinderung, vorliegen. 

Eine SES hingegen beschreibt eine Sprachentwicklungsstörung im Rahmen von weiteren Defiziten in anderen Bereichen. 

Die beiden Störungsbilder beschreiben Auffälligkeiten in folgenden sprachlichen Bereichen, von denen mindestens zwei betroffen sein müssen, damit das Kind die Diagnose SES oder SSES bekommt. 

Phonetik/Phonologie: Bereich der Lautbildung und Lautverwendung.

Beispiele für Störungen in diesem Bereich sind - Sigmatismus (“Lispeln“) - Vertauschungen bzw. Auslassungen von Lauten 

Semantik/Lexikon: Bereich Wortschatz.

Beispiele für Störungen in diesem Bereich sind 

  • Probleme mit dem Abruf von Wörtern. Zu beobachten sind 
    • Häufige Verwendung von Füllwörtern  („ähm“ „äh“ „mmmh“)
    • Kommentare wie „Gestern hab ich noch gewusst, wie das heißt“ 
    • Kind vermeidet es, zu sprechen, lässt andere für sich sprechen 
  • das Kind weiß zwar einige Wörter, hat aber ein unzureichendes Wissen über deren Bedeutungen 
  •  eingeschränkter Wortschatz in Bezug auf Verwendung und Verständnis von Wörtern 

Morphologie/Syntax: Bereich Satzbau und Flexion - das Kind spricht in „verdrehten“ Sätzen (bspw. „ich das kaputt gemacht habe“) 

Verben werden nicht bzw. inkorrekt flektiert (bspw. „Wir lauf schnell“) - fehlerhafte Verwendung von Artikeln, Ortsangaben (auf, unter, über,...) und grammatikalischen Markierungen (dem, den) 

Kommunikation/Pragmatik: Bereich der Sprachanwendung 

Mutismus - „überschießender“ Redefluss,  Kind fällt anderen ins Wort, lässt andere nicht ausreden 

Sprachverständnis folgende Reaktionen des Kindes lassen auf eine Störung in diesem Bereich schließen: 

  • häufiges „Ja“-Sagen
  • das Kind reagiert nicht oder unpassend auf Aufforderungen oder gibt keine oder unpassende Antworten auf Fragen
  • Es hört nicht gerne Geschichten, hampelt herum und stört 

Wenn Ihr Kind zu uns in die Praxis kommt, erfolgt zunächst eine umfassende Diagnostik in allen o.g. Bereichen. Anhand der Diagnostik wird dann ein Therapieplan erstellt. Inhalte der Therapie im Bereich Semantik/Lexikon und Sprachverständnis sind nicht nur die Schwächen des Kindes, es wird vielmehr versucht, mit dem Kind anhand seiner Stärken Strategien zu erarbeiten, wie es mit seinen Schwierigkeiten im Alltag zurecht kommt

Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS) sind Störungen der Weiterverarbeitung gehörter Informationen. Dabei liegt weder eine Störung des Hörorgans selbst, noch eine Minderung der Intelligenz vor. Die Störungen betreffen den Hörnerven. Dieser leitet die Informationen an das Großhirn weiter, die dann dort weiter verarbeitet werden. 

Der Prozess der Weiterverarbeitung wird in auditive Teilfunktionen unterteilt, die unterschiedlich betroffen sein können. 

Sie können sich auf der Wort-, Satz- und/oder Textebene zeigen. Viele Kinder mit nicht-verlässlichem Sprachverständnis haben Mühe, innere Bilder und Vorstellungen aufzubauen. Daher haben sie große Schwierigkeiten, Erlebtes zu versprachlichen, Bilderbücher anzuschauen und über deren Inhalt zu sprechen oder Geschichten zu erzählen oder zu erfinden.

Einem gehörten Wort kann keine richtige Bedeutung zugeordnet werden. Dabei können schon einfache alltägliche Wörter betroffen sein, wie z.B. leer/voll.

Bei der Sprachverständnisstörung auf Satzebene versteht ein Kind einen Satz nicht verlässlich, auch wenn die einzelnen Wörter des Satzes bekannt sind. Längere Sätze können zu Missverständnissen führen (z.B. „Du kannst spielen gehen, nachdem du deine Zähne geputzt hast.“ Das Kind geht raus zum Spielen, ohne vorher seine Zähne geputzt zu haben, da es die Aufforderung nicht verlässlich verstanden hat.)

Textverständnisstörungen können dadurch entstehen, dass einzelne Wörter im Text missverstanden werden. Diese Probleme werden im Alltag oft nicht bemerkt und werden dann in der Grundschule bei Lesesinnverständnisaufgaben in Deutsch und beim Nichtverstehen von Textaufgaben in Mathematik bemerkt.

Ein nicht-verlässliches Sprachverständnis wird oft übersehen, ist jedoch für den erfolgreichen Verlauf der logopädischen Therapie und für die positive Entwicklung des Kindes ein sehr wichtiger Baustein.

Ihr Kind hat eine angeborene oder erworbene

körperliche und geistige Behinderung. Kinder mit Autismus und Down-Syndrom werden häufig in unserer Praxis behandelt. 

Mehr zum Thema Autismus-Therapie finden Sie hier...

Mehr zum Thema Down-Syndrom finden Sie hier...

Ihr Kind spricht unflüssig oder viel zu schnell.

Kindliches Stottern und Poltern / Stottern und Poltern bei Jugendlichen

Stottern ist eine Sprechstörung, die durch Stockungen im Redefluss, das Wiederholen von Lauten, Silben, Wortteilen oder ganzen Wörtern, Poltern ist eine Sprechstörung die durch zu schnelles Sprechtempo gekennzeichnet ist.

Ihr Kind hat eine heisere und raue Stimme,

bei Erkältungen ist die Stimme auch mal ganz weg. Ihr Kind spricht gerne laut und schreit auch viel.

Manche Kinder schreien, sprechen zu laut oder fallen durch ihre heisere, raue, zu tiefe oder zu hohe Stimme auf. Solch ein Missbrauch der Stimme führt zu dauerhaften Schädigungen der Stimmbänder. Manchmal sind die Kinder aufgrund ihrer Stimmstörung schwer verständlich.

Ihr Kind ist in kieferorthopädischer Behandlung,

da die Zahnstellung korrigiert werden muss. Häufig muss das korrekte Schluckmuster erlernt werden, da sonst die Zunge weiterhin gegen die Zähne drückt.

Bei einer myofunktionellen Störung sind Muskelspannung und Bewegungsmuster der Mundmuskulatur in einer Weise gestört, dass es zu falscher Zungenruhelage, falschem Schluckmuster und/oder Artikulationsstörungen (meist s und sch) kommen kann.

Falsches Schluckverhalten kann seinerseits zu einer Fehlstellung der Zähne, Spannungen im Gesichtsbereich, Kiefergelenksbeschwerden und Rückfällen nach Zahn- und Kieferregulierung führen.

Die Therapie kann im Zusammenhang mit kieferorthopädischer Behandlung und bei Artikulationsstörungen erforderlich sein. Die Patienten können sowohl Kinder und Jugendliche als auch Erwachsene sein.

Ihr Kind wächst mehrsprachig auf

und hat Probleme mit dem Sprechen

1. Bilingualer Erstspracherwerb: Das Kind lernt von Geburt an zwei Sprachen. Im Idealfall vom Papa die eine Sprache und von der Mama die andere Sprache. Das Kind erwirbt Sprachverständnis, Grammatik und Aussprache in beiden Sprachen gleichzeitig und hat daher in allen drei genannten sprachlichen Bereichen die gleichen sprachlichen Fähigkeiten wie ein einsprachig aufwachsendes Kind.

2. Sukzessiver Zweitspracherwerb: Davon spricht man, wenn eine zweite Sprache ab dem 3. oder 4. Lebensjahr hinzukommt, meist dann, wenn das Kind in die Kita oder in den Kindergarten kommt. Wie zügig ein Kind mit Deutsch als Zweitsprache Fortschritte macht, ist stark abhängig vom Beginn, dem Umfang und der Qualität des sprachlichen Kontaktes.

Beim Zweitspracherwerb kommt es häufig zu einer Übernahme von Einzelwörtern aus der anderen Sprache oder zu einem Wechsel von einer Sprache in die andere mitten im Satz („Ich esse jetzt einen apple.“). Außerdem kann der Satzbau von der Erstsprache auf die Zweitsprache übertragen werden („Ich in die Schule gehen.“ Hierbei wird die Satzstellung des Türkischen aufs Deutsche übertragen.)

Mehrsprachigkeit allein kann weder eine Spezifische Sprachentwicklungsstörung (SSES) auslösen noch diese negativ beeinflussen. Eine SSES wirkt sich immer auf alle Sprachen des Kindes aus.

Es muss eine SSES von Sprachentwicklungsauffälligkeiten aufgrund mangelnden Kontaktes mit der jeweiligen Sprache abgegrenzt werden. In diesem Fall sollte vor allem das sprachliche Angebot erhöht und verbessert werden. Dazu kann die Sprachförderung im Kindergarten einen Beitrag leisten.

Wenn eine SSES vorliegt, sollte so früh wie möglich eine gezielte logopädische Intervention stattfinden. Die betroffenen Kinder haben einen verspäteten Sprechbeginn in der oder den Erstsprachen und ein zu langsames Entwicklungstempo in allen Sprachen.

Auch andere Schwierigkeiten wie zum Beispiel Stottern sind bei zwei- oder mehrsprachigem Aufwachsen nicht „normal“. Auch hier sollte eine logopädische Untersuchung des Kindes und eine Beratung der Eltern zeitnah erfolgen.

Die Diagnostik bezieht den Entwicklungsstand in allen Sprachen mit ein. Dies erfolgt über die Befragung der Eltern und über Fragebögen in den Herkunftssprachen der Eltern. Oft wird die verzögerte Sprachentwicklung in der Herkunftssprache der Eltern übersehen. Daher legen wir besonderen Wert darauf, dies aussagekräftig abzuklären.

Die Therapie wird in deutscher Sprache durchgeführt. Ein sehr wichtiger Bestandteil der Therapie ist auch bei mehrsprachigen Kindern die Elternberatung. Hierbei geht es um den Umgang mit mehrsprachiger Erziehung sowie um die Koordination verschiedener Maßnahmen zur Förderung und Therapie.

Ihr Kind isst zu wenig

und gedeiht schlecht. Es verschluckt sich beim Essen, es sabbert oder mag viele Lebensmittel nicht essen. Die Essenssituation gestaltet sich schwierig.

Eine Ess- und Fütterstörung liegt bei Kindern dann vor, wenn das Kind Schwierigkeiten in der Nahrungsaufnahme zeigt. 

Bis zum Alter von 6 Jahren kann sich dies durch Auffälligkeiten während des Fütterns (oder des Stillens) zeigen, aber auch in einer Nahrungsverweigerung, extrem wählerischem Essverhalten bei angemessenem Nahrungsangebot oder wiederholtem Heraufwürgen von Nahrung ohne organische Erkrankung (z.B. Erkrankung des Magen-Darm-Trakts).

Die Ursachen können sehr vielschichtig sein und sind oftmals auf den ersten Blick nicht erkennbar. Hierfür findet in der Praxis ein umfassendes Gespräch mit den Eltern statt. Des Weiteren wird eine Beobachtung einer Esssituation (durch Videoaufnahmen zuhause) durchgeführt oder die Esssituation mit Kleinkindern direkt in der Praxis beobachtet.

Bei Kindern mit geistiger Behinderung oder Frühgeburten, die mit Sonden ernährt wurden, liegt oftmals auch eine Sensibilitätsstörung im Bereich des Mundes und des Mundinnenraums vor. Auch das Fehlen von Saug- und Schluckreflex oder mangelnde Kaubewegungen können hierbei vorliegen. All dies wird von den Therapeuten in der Praxis abgeklärt.

Therapie

Die Therapie der Ess- und Fütterstörung soll in erster Linie eine Verbesserung der Esssituation bewirken und die Eltern mit ihrem meist hohen Leidensdruck entlasten. 

Da die Ursachen dieser Störung facettenreich sein können, stehen auch in der Therapie das Kind und die Eltern mit ihren Anliegen und Sorgen im Fokus. Abhängig von den Ursachen und dem Störungsbild, wie sich die Fütter- und Essstörung zeigt, werden die Eltern beraten und angeleitet. 

Hierfür werden nach einer umfassenden Anamnese und Diagnostik Ursachen für die Störung analysiert. Dabei geht es nicht darum, den Eltern Fehler aufzuzeigen, sondern Verbesserungsvorschläge zu liefern. Im Verlauf der Therapieeinheiten werden immer wieder vor allem die positiv verlaufenen Situationen während des Essens betrachtet und diese in den Vordergrund gestellt. Essen soll wieder zur Familienaktivität und zum Genuss werden!

Liegt neben den nicht-organischen Ursachen gleichzeitig eine Sensibilitätsstörung oder eine Einschränkung von Saugen, Schlucken oder Kauen vor, so wird das Kind auch in diesem Bereich behandelt und die Eltern umfassend angeleitet.