Late Talker-Therapie

Late Talker-Therapie

Late Talker („Späte Sprecher”) sind Kinder, die im Alter von 24 Monaten weniger als 50 Wörter und / oder keine Zwei-Wort-Sätze bilden können (Rescorla, 1989). Ihre bisherige allgemeine Entwicklung (Hören, Intelligenz, Motorik) ist in der Regel unauffällig verlaufen, d.h. es liegt keine Hörstörung oder IQ-Minderung vor. Einige dieser Kinder haben zusätzlich Probleme beim Verstehen von Sprache.

Früherkennung und weitere Entwicklung

Die Früherkennung erfolgt bei der Vorsorge-Untersuchung U7 (21. - 24. Monat) durch den Kinderarzt.

Ein Drittel der Late Talker holt die verzögerte Sprachentwicklung bis zum Alter von 30 Monaten von alleine auf. Diese Kinder bezeichnet man als „Late Bloomer”.

Zwei Drittel der Late Talker sind von einer schweren Sprachentwicklungsstörung (SSES) bedroht und können von einer frühen logopädischen Therapie gleich nach der U7 sehr profitieren. Langzeitfolgen wie massive Satzbaustörungen, Artikulationsfehler, Textverständnisstörungen und Schulprobleme in Deutsch und Mathematik können mit einer frühen Sprachtherapie bei vielen Kindern vermieden werden.

Kann Ihr Kind den Entwicklungsrückstand alleine aufholen?

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es bei Late Talkern eindeutige Risikofaktoren für eine Spezifische Sprachentwicklungsstörung (SSES) gibt: 

Ganz besonders hervorzuheben ist hierbei das Sprachverständnis des Kindes. Kinder, die das, was man ihnen mitteilt nur schlecht verstehen, sind massiv gefährdet. Ebenso Kinder, deren Mutter einen niedrigen Bildungsabschluss vorweist oder Kinder, deren Geschwister oder Eltern ebenfalls sprachliche Probleme haben. Kinder, die kaum Blickkontakt aufnehmen oder nicht spielen können, mit anderen Kindern nicht in Kontakt treten oder andere Kinder beißen, sollten ebenfalls schon im Alter von 2 Jahren einer Logopädin vorgestellt werden.

Bei Late Talkern mit gutem Sprachverständnis reicht möglicherweise eine intensive Elternanleitung zu sprachförderlichem Verhalten nach dem Heidelberger Elterntraining aus. All die anderen brauchen jedoch eine frühe, direkt am Kind ansetzende Sprachtherapie. Hierfür eignet sich eine Therapie nach Zollinger oder die neue Late Talker-Therapie.

Ablauf und Inhalte der Late Talker-Therapie

Die zweijährigen Late Talker kommen einmal wöchentlich zur Behandlung. Dabei wird der Wortschatzaufbau und die Produktion von Zwei-Wort-Sätzen angestoßen wie Dominosteine.

In der Therapie spielt die Logopädin mit dem Kind ausschließlich mit Kinderspielzeug, das in „Wortschatzkisten” versteckt ist. Es gibt Wortschatzkisten für die Themenbereiche

  • Essen,
  • Menschen und Tiere,
  • Fahrzeuge,
  • Werkzeuge,
  • Draußen und
  • zu Hause.

Die neu zu lernenden Wörter werden in vorher vorbereitete Rahmenhandlungen gepackt und so dem Kind spielerisch und kindgerecht angeboten. Oftmals bleibt eine Rahmenhandlung über mehrere Wochen die gleiche, wobei jedoch das Material sich ändert und somit neue Wörter gelernt werden. Auch das Sprachverständnis wir in diesem therapeutischen Rahmen gefördert und verbessert.

Elternberatung und Elterninformation über den Verlauf der Therapie sind ein fester Bestandteil des Late Talker-Therapiekonzepts.

Sobald das Kind sicher die neu gelernten Wörter zu einem Zwei-Wort-Satz kombinieren kann und aktiv spricht, wird eine Therapiepause eingelegt. In der Therapiepause schaffen die Kinder es meist von alleine, die grammatikalischen Regeln zu erlernen und umzusetzen und erweitern weiterhin täglich ihren Wortschatz.

Nach 6 Monaten Therapiepause folgt eine Nachkontrolle der Sprachentwicklung des Kindes. Falls das Kind keine ausreichenden Fortschritte gemacht hat, wird die Therapie wieder aufgenommen.

Kinder, die nach der Erstdiagnostik 6 Monate Therapie erhielten und trotzdem keine Erweiterung ihres Wortschatzes aufweisen, sollten pädaudiologisch, pädiatrisch und neurologisch untersucht werden. Dabei gilt es zu klären, ob bisher unbekannte Ursachen für die Sprachentwicklungsverzögerung (SEV) vorliegen.

Wirksamkeit in wissenschaftlicher Studie nachgewiesen

Das Late Talker-Therapiekonzept wurde von Frau Dr. Claudia Schlesiger entwickelt und und erprobt. Es setzt direkt am Kind und seinen individuellen Schwierigkeiten an und ist die einzige evidenzbasierte Frühintervention für Late Talker, die es zum jetzigen Zeitpunkt gibt. Die Evaluation wurde am Sprachtherapeutischen Ambulatorium in Zentrum für Beratung und Therapie der Universität Dortmund durchgeführt und im Jahr 2009 veröffentlicht.

Literatur:

Claudia Schlesiger „Sprachtherapeutische Frühintervention für Late Talkers: Eine randomisierte und kontrollierte Studie zur Effektivität eines direkten und kindzentrierten Konzeptes”
Schulz-Kirchner Verlag 2009

Die passende Methode für Ihr Kind

Ute Rothenhöfer hat das Late Talker-Therapiekonzept bei Frau Dr. Schlesiger erlernt und ist die Erste, die Therapien nach diesem Konzept in Heilbronn anbietet.