Die Patholinguistische Therapie bei Sprachentwicklungsstörungen eignet sich vorrangig für Kinder mit Beeinträchtigungen im Spracherwerb ohne ursächliche organische, mentale oder emotionale Schädigung.
Es wird davon ausgegangen, dass ein Kind mit einer Spezifischen Sprachentwicklungsstörung sprachliche Strukturen zwar erwerben kann, das Wissen darüber jedoch nicht sicher genug gespeichert ist, um es zu erweitern oder zu nutzen. Der in der täglichen Umgebung vorhandene Input kann nicht effektiv genutzt werden. Darum braucht das Kind eine intensive Stimulation von außen durch eine günstige Lernumgebung und einen hochfrequenten Input. So sollen Lernmechanismen aktiviert und eigendynamische Entwicklungsprozesse ausgelöst werden. Das Kind soll in die Lage gebracht werden, auf neue und bisher nicht beherrschte Formen im Input zu achten.
Abhängig von Störungsbild, Alter und Persönlichkeitsmerkmalen wird eine Auswahl aus folgenden Methoden gewählt:
Inputspezifizierung: Das Kind soll in einer Vorbereitungsphase lernen, ihm angebotene Zielstrukturen wahrzunehmen und dafür sensibilisiert zu werden. Hierfür wird eine Auswahl an geeigneten Items (Laute oder Lautgruppen,Wortmaterial, Satzstrukturen) getroffen und zu (Bilder)Geschichten, Dialogen oder auch Handlungssituationen aufbereitet. Das Kind muss hierbei jedoch nicht sprachlich agieren, sondern soll vor allem zuhören.
Modellierung: Hierbei werden sprachliche Äußerungen des Kindes aufgenommen und wiedergegeben oder auch verändert. Das Kind soll so die eigene Äußerung mit der des Sprachmodells (Therapeut oder Eltern) abgleichen und sie in Anlehnung an die Zielstruktur erproben, korrigieren und stabilisieren. Neue sprachliche Strukturen können hierüber gefestigt und automatisiert werden. Diese Methode wird sehr oft in der logopädischen Therapie genutzt. Sie dient als Korrekturmethode, signalisiert aber gleichzeitig auch das aktive Zuhören.
Beispiel: Kind: „Ich hab ein Eis geesst.“ Therapeut: „Ach, du hast ein Eis gegessen?“ Kind: „Ja, gegessen.“
Übung: Übungen erfolgen meist im freien Spiel. Nicht immer muss das Kind dabei sprechen, oft steht auch das Zuhören und korrekte Handeln im Vordergrund. Auch hierbei wird mit einer bestimmten Zielstruktur gearbeitet. Im Schulalter kann hier das Schriftbild miteinbezogen werden und motivierend unterstützen.
Kontrastierung: Hierbei werden zwei sprachliche Strukturen (z.B. Wörter, sprachliche Einheiten wie Artikel, Laute) gegenübergestellt. Dies soll dem Kind die Unterschiede deutlichmachen und das Kind animieren, das sprachliche System um die neue dargebotene Struktur zu erweitern. Die Kontrastierung wird als entwicklungsauslösende Methode genutzt und soll eine Instabilität im Sprachsystem hervorrufen.
Metasprache: Das Kind soll sein Wissen über Sprache erweitern. Zum Beispiel erklärt die Therapeutin dem Kind konkrete Lauteigenschaften (mit Stimme oder ohne Stimme gebildet, kurzer oder langer Laut) und Bildungsorte. Auch in der Funktion von Grammatik oder in der Bedeutung von Wörtern kann die Metasprache in Anwendung kommen.