Zollinger-Therapie

Zollinger-Therapie

Für welche Kinder ist die Zollinger-Therapie geeignet? 

Für Kinder im 3. Lebensjahr (Late Talker), die

  • noch nicht zu sprechen begonnen haben oder
  • nur sehr wenige Wörter sprechen (weniger als 50 Wörter),
  • keine Zwei-Wort-Kombinationen bilden,
  • beim Sprachverständnis Probleme haben,
  • kaum Blickkontakt aufnehmen,
  • ein auffälliges Verhalten zeigen und sehr aggressiv sind oder sich sehr zurückziehen.

Für Kinder im Kindergartenalter (3 bis 6 Jahre),

  • deren Wortschatz stark eingeschränkt ist,
  • die Schwierigkeiten bei der korrekten Satzbildung haben,
  • die sehr schwer verständlich sprechen,
  • die nicht alleine spielen können (d.h. die nur sprunghaft und oberflächlich spielen oder gar keine eigenen Spielideen haben).

Warum ist die Sprache für Ihr Kind so wichtig? 

Sprache ist ein Stellvertreter für die Realität. Wir brauchen sie als Symbol, um über Dinge, Handlungen und Gefühle zu berichten, die nicht sichtbar, hörbar oder fassbar sind. Wir können uns z.B. mit Hilfe von Sprache eine ganz bestimmte Situation oder ein spezielles Gefühl vorstellen.

Manche Kinder können nur schwer Vorstellungen und Bilder im Kopf entwickeln, wenn wir ihnen etwas erzählen. Sie haben Schwierigkeiten, an Dinge, Handlungen und Gefühle zu denken. Als Folge davon können sie sich nur ungenügend mitteilen und ausdrücken. Nur durch Sprache kann Ihnen Ihr Kind etwas von den Erlebnissen im Kindergarten oder bei seiner Oma mitteilen.

Kinder, die nur ungenügende Vorstellungen und Bilder im Kopf entwickeln können, haben oft nur wenige Spielideen und können so nicht richtig spielen. Als Folge wird sich auch das Sprechen nicht korrekt weiterentwickeln. Bei diesen Kindern fällt auch auf, dass sie sich ungerne ein Buch vorlesen lassen möchten.

Was macht die Logopädin? 

Kennenlernen des Kindes

Das Zollinger-Konzept ermöglicht eine umfassende Sichtung der kindlichen Fähigkeiten im Rahmen einer spielerisch gestalteten Untersuchung. Dabei beobachten wir die Fähigkeiten und Schwierigkeiten Ihres Kindes, interpretieren und bewerten sie.

Therapie nach Barbara Zollinger

Die Zollinger-Therapie wird ganz individuell auf die Bedürfnisse Ihres Kindes abgestimmt. Dabei wird Ihr Kind nicht an seinen Defiziten gemessen, sondern an seinen Stärken, an denen das gemeinsame Spielen anknüpft. Im Mittelpunkt der Therapie steht die Kommunikation von Kind und Therapeutin, das verbindende Element zwischen beiden ist das Spiel. 

„Das Spiel ist die eigentliche Sprache des Kindes.” (H. Zulliger, 1952)

Wir fördern bei kleinen Kindern ab 2 Jahren die Sprachentwicklung über therapeutisches Spielen. Vielfältiges Spielmaterial aus dem Erfahrungsbereich des Kindes steht dafür zur Verfügung wie z.B. Kochgeschirr, Zug, Puppen, Bauklötze oder Fahrzeuge. Ihr Kind kann sich daraus selbst aussuchen, womit es spielen will und was sein Interesse besonders weckt. Auch das Mitbringen des eigenen Lieblingsspielzeugs ist erlaubt, ja sogar besonders erwünscht.

Ihr Kind soll die Welt der Gegenstände kennen lernen. Es soll die Dinge sehen, hören und anfassen. Erst so kann es in einem späteren Schritt verstehen, dass die Dinge auch existieren, wenn sie gerade nicht zu sehen sind. Im letzten Schritt dann soll Ihr Kind verstehen, dass die nicht anwesenden Dinge durch Wörter repräsentiert werden können.

Die Zollinger-Therapie spielt sich hauptsächlich auf dem Boden oder am Kindertisch ab. So kann sich Ihr Kind ganz in das Spiel vertiefen und fühlt sich besonders wohl. Wir sind beim Spielen auf dem Boden mit Ihrem Kind auf Augenhöhe, denn der abwechselnde Blickkontakt des Kindes zwischen dem aktuellen Spielzeug und der Bezugsperson (hier der Logopädin) ist ein wesentliches Element der Sprachentwicklung.

Wir versuchen, Ihr Kind in ein gemeinsames Spiel zu verwickeln. Wenn Ihr Kind nicht darauf eingeht, suchen wir nach anderen Themen. Wenn wir ein Thema gefunden haben, das auch das Thema Ihres Kindes ist, nimmt Ihr Kind Blickkontakt auf und lächelt.

Bei unserer Arbeit mit Ihrem Kind geht es darum, ihm zu zeigen: „Was du tust, hat für mich eine Bedeutung.”

Das gemeinsame Thema im Spiel ist die Grundlage der Mitteilung und der Sprache. Kinder, die nicht spielen und somit in ihrer Spielentwicklung verzögert sind, haben häufiger eine Sprachentwicklungsverzögerung. Diese Kinder haben keinen Inhalt, über den sie sprechen können.

Wir zeigen Ihrem Kind in der Zollinger-Therapie, dass es spannend und bereichernd sein kann, den Spielpartner anzuschauen, ihm zuzuschauen, ihn bei Problemen um Hilfe zu bitten und ihn etwas zu fragen. Außerdem soll Ihr Kind in der Therapie seine eigenen Gefühle und Absichten kennenlernen. Es wird lernen, dass seine eigenen Gefühle und Absichten nicht immer mit denen der Logopädin oder der Eltern übereinstimmen. Dann, wenn Ihr Kind es geschafft hat, sich abzugrenzen, kann es seine Gefühle und Absichten mit seinem Spielpartner teilen und sie ihm mitteilen.

Warum ist (passives) Abwarten keine gute Idee?

Im Kindergarten

Wenn Kinder, die an ihrem 2. Geburtstag eine deutliche Verzögerung der Sprachentwicklung zeigten, mit 3 Jahren in den Kindergarten kommen, fallen sie nicht nur wegen ihrer mangelnden Sprachkompetenz auf. Sie sind auch unruhig, schnell zappelig oder eher verträumt und antriebsarm.

Dieses Verhalten kommt daher, dass es ihnen oft langweilig ist und sie die Sprache nur mangelhaft verstehen. Aufgrund ihrer Probleme beim Sprachverständnis haben sie Schwierigkeiten, Geschichten und Spielen im Stuhlkreis zu folgen. Außerdem tun sie sich schwer im Kontakt mit anderen Kindern. Dabei zeigen sie häufig auch ein sehr aggressives Verhalten, da sie sich nicht mitteilen können.

Im Vorschulalter fällt auf, dass sie sich wenig für Buchstaben interessieren. Sie haben Probleme, längeren Vorlesegeschichten zu folgen und können schlecht reimen.

In der Schule

Im Schulalter ist das Risiko, eine LRS (Lese-Rechtschreib-Schwäche) zu bekommen sehr hoch. Soziale und emotionale Probleme sind die weitere Konsequenz. Schwierigkeiten in Mathe bei Textaufgaben sind sehr häufig zu beobachten. Die gesamte Schullaufbahn eines Kindes kann gefährdet sein.

Was können Sie als Eltern tun?

Vorsorgeuntersuchung U7 mit 24 Monaten

Sprechen Sie spätestens bei der U7 mit 24 Monaten mit Ihrem Kinderarzt über die verzögerte Sprach-
entwicklung Ihres Kindes. Bitten Sie um ein Rezept für eine logopädische Untersuchung, falls Ihr Kind noch keine 50 Wörter spricht bzw. keine Zwei-Wort-Kombinationen bildet.

Sollte sich Ihr Arzt kein eigenes Bild von der Sprachentwicklung Ihres Kindes machen können, weil es nicht mitmacht, so ist das nicht ungewöhnlich. Vielleicht spürt Ihr Kind die „Prüfungs”-Situation und möchte Fehler vermeiden oder es hat Schwierigkeiten beim Sprachverständnis und kann deshalb den Aufforderungen nicht folgen.

Manche Kinderärzte prüfen mit dem Elternfragebogen ELFRA, ob weitere Maßnahmen erforderlich sind.

Gehen Sie zu einer Logopädin, die nach Zollinger arbeitet

Die logopädische Therapie kleiner Kinder bereits ab 2 Jahren ist in Deutschland bisher noch nicht sehr weit verbreitet und erfordert eine spezielle Ausbildung. Ute Rothenhöfer hat diese Ausbildung bei Frau Dr. Barbara Zollinger persönlich in Winterthur (Schweiz) absolviert und weitere vertiefende Fortbildungen bei ihr besucht. Auch die anderen Logopädinnen im Team haben das Arbeiten nach Zollinger dort erlernt.

In 12 Jahren haben wir mehr als 153 Kinder unter 4 Jahren bei ihren ersten Wörtern begleitet.